Zizek’s perverted Guide to Ideology

I already am eating from the trash can all the time. The name of the trash can is ideology. […] It’s not only our reality which enslaves us. The trategedy of our predicament — when we are within ideology – is that when we think that we escape it into our dreams, at that point: we are within ideology. 

So beginnt Slavoj Zizek seinen neuesten Film A Pervert’s Guide to Ideology, und verweist damit gleich zu Beginn auf einen zentralen Referenzfilm dieses Guides, nämlich John Carpenter‘s They Live. (hier auf Vimeo in seiner Gänze zu sehen) In diesem Film entdeckt der Protagonist eine Schachtel an besonderen Sonnenbrillen, die ihn hinter die Fassade von Werbung, Geld und nicht zuletzt einer Alien Invasion blicken lassen. Eine Brille also, die hinter die Verschwörung blicken lässt, eine Brille die den Blick auf die „Wahrheit“, auf die „wahre Welt“ eröffnet. In gewohnt kurzweilig und sympathischer Manier verweist Zizek darauf, dass diese Vorstellung, einer Brille die hinter die Fassade blicken lässt, die eigentliche Ideologie, die eigentlich gefährliche Illusion ist.

According to our common sense, we think that ideology is something blurring, confusing our straight view; ideology should be glasses which distort our view. And the critique of ideology should be the opposite, like you take off the glasses, so that you can finally see the way things really are. […] This precisely is the ultimate illusion. Ideology is not simply imposed on ourselves, ideology is our spontaneous relationship to our social world […] we – in a way – enjoy our ideology.

Ideologie, so Zizek, ist mehr als eine Verzerrung der Welt, Ideologie ist ein ständiges Verhältnis zur Welt. Spätestens seit Althusser wissen wir, dass wir ständig von den verschiedensten Ideologien angerufen werden, unterworfen werden, ja mehr noch, dass überhaupt die Bildung des Subjekts (in seinem doppelten Sinne als unterworfen und handelnd) in der Anrufung gegründet ist.

So vermischt Zizek in seiner üblichen witzigen und selbstironischen Art über kurzweilige zwei Stunden Ideologietheorie, klassische Philosophie, politische Theorie und Psychoanalyse mit Popkultur. Von klassischen Hollywoodfilmen zu aktuellen Serien, von Stalinismus über Rammstein bis zu den Londoner Riots und der Frage der Revolution bietet Zizek’s neuester Film ein Potpourri an den verschiedensten Anekdoten und Sequenzen zur Ideologie.
Für Unterhaltung ist, wie immer bei Zizek, gesorgt. Eine tiefergehende philosophische Auseinandersetzung mit dem Begriff der Ideologie ist wohl in Zizek‘s Büchern (z.B.: Die Tücke des Subjekts) oder in philosophischen Klassikern, allen voran Althusser‘s grandiosem Text Ideologie und ideologische Staatsapparate zu suchen.

Einen Einblick in die Grundthesen und die Art des Filmes bietet dieses gelungene Vice Interview mit Zizek zu eben seinem neuen Film:

Weiterführende Literatur

Ideologien: Falsches Bewusstsein oder materielle Praxisform? Aspekte der Geschichte des Ideologiebegriffs von Hans Pühretmayer in Paradigmata No. 6 (Winter 2011/12) — ein äußerst gelungener kurzer Überblick über die verschiedensten Verwendungen und Konzepte des Ideologiebegriffs, mit einer klaren Präferenz für Althussers und Pecheux’s Ideologietheorie. sehr Lesenswert und Einleitung in ein ganzes Paradigmata Heft zum Thema Ideologie

Ideologie und ideologische Staatsapparate von Louis Althusser — nach wie vor der wahrscheinlich wichtigste und interessanteste Text zum Thema Ideologie.

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